Debütantin

Jede Stufe ein wachsendes Maß an Bewusstsein. Muse, ein Stelldichein mit erweiterten Geisteszuständen, eingefangen in Farbe und Form. Brilliante Universalität. Erhabenen Schrittes, Tritt für Tritt. Auf Mühsal gebaut, sumpfiger Boden, mit Brot und dünner Suppe errichtet, wo einst seidene Schühchen Einsamkeit über das edle Parkett und Marmorbild trugen. Debütantin im majestätischen Benehmen, wir sind geduldete Untertanen mit Aufenthalt von acht bis Abend.

Rotation

Gäbe es keine Drehung, wie gebärdete sich dann unsere Erde? Spränge sie im Quadrat hin und her? Majestätisch, die eigene Achse zu umrunden. Was, wenn sich die Weltkugel überlegte, jetzt mal andersherum? Einmal rechtsherum, dreimal links. Besser noch, die Erde riefe „schneller“? Gedanken beim Betrachten unseres alumüllrecycelten Christbaumschmucks vom Paradiesbauer.

Abweichung

Die Ich-Kanäle brodeln, alles sendet. Kaum jemand empfängt. Alles will gesehen werden. Nur – was? Düster lockt die Hamletsche Kernfrage: Sein oder Nicht-Sein. Einen Augenblick vor dem Knipsen läuft eine Frau hektisch hin und her über den knarzigen Boden der Kunsthalle. Ein Handy am Ohr. Laut palavernd zerreißt sie die Kontemplation vor dem Ölbild.

„Ich weiß nicht, was ich einkaufen soll. Is(s)t der Veganer. Fleisch? Flexi-vegan? Welche Identität lebt er?“ Pause.

„Wie kompliziert doch das Sein ist.“ Pause.

„Ich fühle mich überfordert.“ Pause.

„Warum lädt´s du den ein?“ Pause.

„Nein.“ Pause.

„Kauf du besser ein. Ich bin raus.“

Ich lächele und lasse Hamlet hängen.

Hamlet, Nicole Eisenman 2007, Öl auf Leinwand