Mit beiden Händen in den Mund gestopft, die Zunge umrundet den Kern, in hohem Bogen ausgespuckt auf die Wiese. Eine Gabe, nur kurz.
Hoch oben sitzen sie schon, die Amseln, die Kolkraben, ihnen schmeckt das saftige Rot ebenso.
Im Takt von fettem Technobeat professionell entkernt. Marmelade strömt ihren süßen Duft durchs Fenster. Im Winter erinnern mich die roten Früchte an damals, als wir ernteten.
Die Kultur der Schrift wird geschätzt und geliebt. Ihre ordnende Ruhe. Wie oft gibt sie uns Hinweise, Anweisungen und wie brav folgen wir den Geboten auf Schildern. Die Amtssprache, sie ringt uns Respekt ab.
Nun ist eine Kulturpflanze angetreten, den Wettbewerb der Kulturen zu gewinnen. Ungezügeltes Grün obsiegt über schwarz auf weiß der Gemeindeverwaltung.
Wie lieb ich den Sommer gewinne, wo sich solche tektonischen Verschiebungen ganz leise einstellen und revolutionäre Fakten schaffen.
Jede Meinung zählt. Sie ist nur nicht so nahe an der Wahrheit wie das Wissen. Neuerdings lese ich einen online Newsletter meiner Heimatzeitung als Beiwerk zur Zeitung – exklusiv werde ich angemailt und mit Namen angesprochen.
Und lerne im Laufe der donnerstäglichen Ausgaben gleich die ganze Familie und Verwandtschaft der Autorin kennen. Nun bin ich über die Monate wie eine Serienkonsumentin im Bilde, weiß, wann welches Kind mit welchem Bus zur Schule fährt, was der Hund frisst und der Ehemann für Hobbies hat. Eine Durchschnittsjournalistenfamilie hält her als Zeugenschaft fürs Lokalgeschehen.
Neulich wurde mir auch die Cousine noch vorgestellt, im Text. Der Schreiberin Bewußtsein grenzt an echtes Fürwahrhalten dessen, worüber sie schreibt.
Eine Meinung ist mein. Nur leider steht das nirgends. Es wird für wahr verkauft. Radikal Subjektiv – müsste die wichtigste Überschrift lauten. Oder: „Bitte klicken Sie weiter unten, wenn Sie den Newsletter nicht weiter beziehen möchten.“
Kein Klick. Gespannt, wo und wie das endet. Begreifendes Erkennen, den Blick zu weiten?
Es sind drei Freundinnen. Mit hellen Stimmen verhandeln sie die Welt. Lachen, zeichnen, entwerfen. Die Sonne schenkt ihnen einen eigenen Kosmos, Umrisse auf dem grauen Asphalt.
Spazierwandler bleiben stehen. Ein Unikat, das hier. Und doch ein jeder kennt es, die Sonne, sie war auch in unserer Jugend ein Garant für Entdeckungen. Neue Formen, Schöpfung aus dem Nichts gezaubert.
Die Flure sind leer, ganz still das Haus. Die Betten warten auf den nächsten Patienten. Allein das Blau, es vibriert, in seinen Tiefen die Fische, lebendig beweglich in Wellen und Wogen. Sie umkreisen den Betrachter.
Eine Schwester huscht über den Flur, ihre Gummisohlen quietschen auf dem Linoleum. Ein kleiner Windhauch und das Plastik über den Betten hebt sich, wie Seufzer. Sie lassen sich wieder fallen wie von Geisterhand gezupft.
Stille. Gedanken, die schweifen. Wie wäre es jetzt am Meer, wenn das Meer an Pharmazie erst in einem selbst vertropft ist und der Zugang entfernt. Freiheit.
Unschätzbar. Kostbar. Das echte Leben zwischen Bild und Bett.