Radikal Subjektiv

Jede Meinung zählt. Sie ist nur nicht so nahe an der Wahrheit wie das Wissen. Neuerdings lese ich einen online Newsletter meiner Heimatzeitung als Beiwerk zur Zeitung – exklusiv werde ich angemailt und mit Namen angesprochen.

Und lerne im Laufe der donnerstäglichen Ausgaben gleich die ganze Familie und Verwandtschaft der Autorin kennen. Nun bin ich über die Monate wie eine Serienkonsumentin im Bilde, weiß, wann welches Kind mit welchem Bus zur Schule fährt, was der Hund frisst und der Ehemann für Hobbies hat. Eine Durchschnittsjournalistenfamilie hält her als Zeugenschaft fürs Lokalgeschehen.

Neulich wurde mir auch die Cousine noch vorgestellt, im Text. Der Schreiberin Bewußtsein grenzt an echtes Fürwahrhalten dessen, worüber sie schreibt.

Eine Meinung ist mein. Nur leider steht das nirgends. Es wird für wahr verkauft. Radikal Subjektiv – müsste die wichtigste Überschrift lauten. Oder: „Bitte klicken Sie weiter unten, wenn Sie den Newsletter nicht weiter beziehen möchten.“

Kein Klick. Gespannt, wo und wie das endet. Begreifendes Erkennen, den Blick zu weiten?